W. Pallasch: Personenzentrierte Gesprächsführung
S. 159-160 in: Volker Buddrus (Hrsg.): Humanistische Pädagogik,
eine Einführung in Ansätze integrativen und personenzentrierten
Lehrens und Lernens, Bad Heilbrunn Klinkhardt 1995
Persönlichkeitsmodelle
Mechanistisches Modell
Im mechanistischen Modell wird die Umwelt als unveränderliche Konstante
angesehen. Sie ist die Ursache und die Verursacherin für das Verhalten
(und die Entwicklung) einer Person. Der Organismus verändert bzw.
entwickelt sich auf Grund der von der Umwelt ausgehenden Reize: der Organismus
verändert (entwickelt) sich also durch seine Reaktionen auf die Umweltbedingungen.
Das mechanistische Model entspricht weitgehend der behavioristischen bzw.
lerntheoretischen Position.
Organismisches Modell Auch im organismischen Modell wird die Umwelt als eine unveränderliche
Konstante angesehen. Dagegen sieht man im Organismus Stufen, Phasen oder
Schritte in und zu seiner Reife bzw. Entwicklung (Phasen− bzw. Stufenlehre
der Entwicklungspsychologie). Die Umwelt mit ihren Reizen kann diese Entwicklung
fördern (anregen, beschleunigen) oder hemmen (unterdrücken, verzögern).
Das organismische Modell entspricht weitgehend der psychoanalytischen bzw.
entwicklungspsychologischen Position.
Das systemische Modell: Das systemische Modell geht davon aus, daß sich jedes Individuum
in funktionierenden Systemen (Familie, Umwelt usw. befindet, mit denen
es ständig − und zwar unauflöslich − interagiert. Zwischen dem
Individuum, d.h. der Person, und dem System, d.h. der Umwelt, findet also
eine ständige wechselseitige Anpassung bzw. Durchdringung statt. Dabei
versucht das Individuum immer einen Gleichgewichtszustand anzustreben,
wobei die optimale Befriedigung persönlicher Bedürfnisse und
die Entfaltung optimaler Handlungen die inneren Triebfedern sind (die auch
die Funktionen innerhalb eines Systems verändern können). Das
systemische Modell entspricht weitgehend der ökologischen bzw. systemtheoretischen
(faktoren−vernetzten) Position.
Das interaktive Modell Das interaktive Modell sieht das Individuum als bewußt agierendes,
aktives und produktives Subjekt, das in der Lage ist, im Aneignungs− und
Auseinandersetzungsprozeß mit der Umwelt das eigene Tun zu reflektieren
und dieses antizipierend in Handlungen einzubauen. Die (positive) Entwicklung
der Persönlichkeit ist abhängig von der Fähigkeit, sich
den Erwerb bestimmter gesellschaftlich−abhängiger sozialer bzw. kultureller
Kompetenzen anzueignen, um über diese eine (personale, soziale, psychische,
politische) Identität zu erreichen. Das Individuum und die soziale
(gesellschaftliche) bzw. dingliche (natürliche) Umwelt befinden sich
hierbei in einem wechselseitigen Abhängigkeitsprozeß. Das interaktive
Modell entspricht den gegenwärtig vorherrschenden handlungstheoretischen
Positionen und steht der Auffassung der Humanistischen Psychologie am nächsten.
Das transpersonale ModellIm transpersonalen Modell wird für das Mensch−Sein eine übergeordnete
höhere Instanz oder Ordnung verantwortlich gemacht. Das Individuum
kann seine Fähigkeiten und Fertigkeiten nur in dem Rahmen entfalten,
der von der höheren Instanz bzw. Ordnung vorgegeben wird; oder anders
gesagt: Es unterliegt im irdischen Leben bestimmten Vorgaben (z.B. Karmatheorie)
Dieses Modell entspricht vielen esoterischen Richtungen und Schulen.