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Richtlinien für die Arbeit mit Gruppen

Kooperatives Lernen ist nicht leicht zu vermitteln und Lehrer, die Schüler einfach in Gruppen arbeiten lassen, ohne sie in den grundlegenden Techniken ausgebildet zu haben und ohne sie mit den Bedingungen für kooperatives Lernen vertraut gemacht zu haben, können eher Schaden anrichten als Nutzen daraus ziehen. Wenn zum Beispiel Gruppenarbeit durchgeführt wird, ohne dass die persönliche Verantwortung jedes einzelnen Gruppenmitglieds eingelöst wird, werden einige Schüler gute Noten für Leistungen bescheinigt bekommen,  die andere, fleißigere und verantwortungsbewußtere Klassenkameraden für sie erbracht haben. Drückeberger lernen wenig oder gar nichts, die Schüler die tatsächlich die Arbeit gemacht haben, ärgern sich sowohl über diese Mitschüler als auch über ihre Lehrer.
Mit den folgenden Richtlinien kann man die Vorzüge des kooperativen Lernens verwirklichen und die Fallstricke vermeiden:

1. Gehen sie schrittweise und behutsam vor.

Kooperatives Lernen muss schrittweise erlernt werden. Lehrer und Schüler müssen sich die Fähigkeiten und Fertigkeiten erst langsam aneignen. Wenn Schüler und Lehrer mehr Selbstvertrauen in diesen Arbeitsweisen gewonnen haben, lassen sich die Aufgaben und damit die Fähigkeiten und Fertigkeiten ausweiten. So beginnt man zuerst mit einer einzigen kleinen Gruppenarbeit, klärt dabei die wesentlichen Bedingungen, Funktionen der Gruppenmitglieder und sowie der Techniken der Gruppenarbeit und, steigert erst dann allmählich das Ausmaß an Gruppenarbeit

2. Bilden Sie Gruppen von 4 Mitgliedern für Aufgaben außerhalb des Klassenzimmers.

Gruppen mit weniger Mitglieder bieten eine zu geringe Gedankenvielfalt, Gruppen mit mehr Mitgliedern führen meist dazu, dass ein oder mehrere Mitglieder sich ausschließen oder ausgeschlossen fühlen.

3. Gruppen, die vom Lehrer zusammengestellt werden, funktionieren meist besser als selbstgewählte Gruppen.

Effektiv arbeitende Gruppen sind meist Gruppen, die heterogen in der Leistungsfähigkeit und homogen in ihrem Interesse für die Aufgabe sind und eine gemeinsame Arbeitszeit haben, in der sie sich treffen können. Minderheiten sollten soweit wie möglich in Gruppen nicht unterrepräsentiert sein. Sinn z. B. in einer Klasse 4 Schüler mit anderer Nationalität als die Mehrzahl der Schüler, so sollten sie nicht einzeln auf Gruppen aufgeteilt, sondern paritätisch einer anderen Gruppe zugeteilt werden (2 - 2), sonst ist es leicht möglich, dass sich dieser Einzelnen als Außenseiter versteht und nicht an der Gruppenarbeit teilnimmt. Hat man eine Klasse neu und kennt man die Schüler noch nicht, ist es besser eine Zufallsentscheidung über die Bildung von Klasse herbeizuführen (z.B. mit Hilfe von Spielkarten : alle Könige bilden eine Gruppe), um dann nach der ersten Klassenarbeit neue Gruppen nach diesen Richtlinien zusammenzustellen.

4. Geben Sie den Gruppen schwierigere und umfangreichere Aufgaben als einzelnen Schülern.

Wenn ein Schüler genau so leicht die Aufgaben für sich erledigen kann, dann wird er wohl kaum die zusätzliche Zeit für die Arbeit in der Gruppe auf sich nehmen wollen und der Lehrer könnte nicht alle Möglichkeiten, die die Gruppenarbeit in sich birgt, ausschöpfen. Der Schwierigkeitsgrad sollte nicht dadurch erhöht werden, das die Aufgabe länger ausfällt, sondern dadurch dass mehr Aufgaben mit höherem Anspruch an die Denkfähigkeit gestellt werden.

5. Helfen Sie den Schülern beim Lernen, wie man effektiv in Teams arbeitet.

Einige Lehrer beginnen mit einem Kurs über Teamfähigkeiten und Gruppenbildungsübungen, während andere solange warten, bis sich die unausweichlichen zwischenmenschlichen Probleme ergeben, um sie dann mit Methoden der Konfliktlösung vertraut zu machen. Eine Technik besteht darin anonyme Kommentare über Gruppenarbeit zu sammeln, ein oder zwei Probleme in der Klasse zu besprechen, um die Schüler in einem "brainstorming" mögliche Lösungen vorschlagen und die Besten auswählen zu lassen.

6. Ergreifen Sie Maßnahmen, um eine konstruktive gegenseitige Abhängigkeit zu schaffen.

Folgende Methoden hierzu können eingesetzt werden:

7. Machen Sie jedes Gruppenmitglied einzeln so weit wie möglich und so oft wie möglich verantwortlich.

Hierzu kann man nach dem Zufallsprinzip Schüler auswählen, die die Ergebnisse der Gruppenarbeit vorstellen und erläutern. Sie können auch jedes Gruppenmitglied bewerten lassen, wie er/sie die Leistungen der anderen Mitglieder sieht und die Ergebnisse mit den Benotungen für das Team kombinieren.
Es bleibt zu fragen, ob die Gruppe ein permanent unkooperatives oder gar störendes Mitglied von der Gruppe ausschließen kann.

8. Fordern Sie die Gruppen auf, ihren Fortschritt regelmäßig zu überprüfen.

Mindestens 2 bis 3 Mal pro Jahr sollten die Gruppen auf  Fragen folgender Art antworten:

9. Weisen Sie die Klassennoten nicht auf einer Kurve aus

Wenn die Noten auf einer Notenskala aufgeführt werden, sind die Klassenkameraden wenig geneigt anderen zu helfen.

10. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Schüler nach den ersten 6 Wochen.

In der Regel sind Schüler, die Gruppenarbeit nicht mögen, sehr lautstark, wenn es darum geht, sie abzulehnen, während diejenigen, die Nutzen aus der Gruppenarbeit ziehen, meist stumm bleiben. Wenn die Schüler nicht während der Arbeit begutachtet werden, könnte er aus den Klagen leicht schließen, dass die Gruppenarbeit ein Mißerfolg war und dazu neigen, sie zu aufzugeben.

11. Gehen Sie davon aus, dass einige Schüler der Gruppenarbeit ablehnend oder feindselig gegenüber stehen.

Dieser Punkt ist sehr wichtig. Oft reagieren Schüler negativ, wenn sie das erste Mal in einer Gruppe arbeiten. Bessere Schüler beschweren sich, dass sie von den schlechteren Schülern behindert würden; schlechtere Schüler beschweren sich, dass sie von den Mitschülern während der Gruppenarbeit nicht berücksichtigt oder beachtet würden. Vorurteile bauen sich auf, wenn sich Gruppenmitglieder nicht zurücknehmen können. Lehrer mit Erfahrung in Gruppenprozessen wissen, wie man diese Schwierigkeit vermeidet: aber junge Lehrer werden entmutigt und neigen dazu, das alle lehrerzentrierte Unterrichtskonzept wieder aus der Tasche zu ziehen, was ein Verlust für die Schüler und für sie selbst wäre.
siehe auch Group / Team Risks Group / Team performance


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